Google will auch bei Fernsehwerbung mitmischen

Fernseh-Zuschauer
Fernseh-Zuschauer

Google will Werbekunden künftig auch die Platzierung personalisierter Fernsehwerbung anbieten. In den USA gibt es hierzu schon erste Testläufe.

Nach Internet und Print peilt Google in seiner Funktion als Werbemakler das 54 Milliarden Dollar schwere US-Fernsehwerbesegment an und möchte Fernsehkonsumenten und Werbekunden die Platzierung personalisierter Werbespots anbieten.

Der Internetkonzern hat kürzlich einen Testlauf im kalifornischen Concord gestartet, in dessen Rahmen Kabelkunden von Google vermittelte Werbespots sehen. Außerdem steuert Google seit dem vergangenen Jahr die Fernseh-Werbespots des Kabelsenders Astound Broadband, berichtet das Wall-Street-Journal. „Wir glauben, wir können der TV-Werbung einen Mehrwert verleihen, indem wir dieses Medium für die Verbraucher noch relevanter gestalten und für vorhandene und zukünftige Werber messbarer und profitabler machen“, so ein Google-Sprecher im Wall-Street-Journal (Abo) . Der Schritt in Richtung Fernsehen ist Teil von Googles Strategie, sich als Werbemittelsmann für jedes erdenkliche Medium zu positionieren.

Demografische Personalisierung

Google-Chef Eric Schmidt gab bereits im Jänner dieses Jahres bekannt, an Experimenten mit Fernsehwerbung zu arbeiten, ohne jedoch näher auf Details einzugehen. Schmidt schweben zum einen der Einsatz von Googles Technologien vor, um Fernsehwerbung besser auf die Konsumenten auszurichten, sowie zum anderen der Zugriff auf demografische Daten eines Stadtviertels, um so anhand der konsumierten Fernsehinhalte personalisierte Werbung anbieten zu können.

In der US-Werbebranche kann man der Theorie, dass die Konsumenten mit personalisierter Werbung besser bedient sind, viel abgewinnen. Daher ist die Hoffnung bei Google groß, dass die Verbraucher gerne bereit seien die Angaben über ihre Vorlieben und Interessen mit dem Internetunternehmen zu teilen. Außerdem ist Schmidt überzeugt, dass Werber bereit sein würden, einen höheren Preis für gezielt platzierte Werbung zu bezahlen.

Problem Datenschutz

Doch das bleibt zunächst Zukunftsmusik, denn Datenschutzgesetze schränken die Verwendung der Daten, auf die Kabelfernseh-Betreiber Zugriff haben, ein. Außerdem muss die von Google verwendete Technologie weiterentwickelt werden. Im Rahmen des Pilotprojekts in Concord verwendet Google wie auch für den Onlinebereich ein Auktionssystem, bei dem sich die Inserenten Werbeplätze ersteigern. Im Gegensatz zum automatisierten Onlinebereich wird das System in Concord noch manuell betreut. Gezielte Werbeplatzierungen kommen hier noch nicht zum Einsatz – Google möchte seinen Ruf durch eine Verletzung des Datenschutzes nicht aufs Spiel setzen.

Auch in Deutschland steckt personalisierte Fernsehwerbung, trotz einiger Digital-Angebote, noch in den Kinderschuhen. „Technisch sind wir noch weit davon entfernt, personalisierte Werbung durchzusetzen“, so ein Mitarbeiter eines großen deutschen Werbevermarkters, der nicht genannt werden will, gegenüber der Nachrichtenagentur pressetext.

Wichtige Rolle für Google

Vieles hängt davon ab, ob sich Google ähnlich erfolgreich im Segment der Fernsehwerbung etablieren kann, wie es im Internet der Fall war. Der Internetriese hat jedenfalls das Potenzial, die klassische Fernsehwerbung umzukrempeln. Einige Kabelfernsehbetreiber äußerten aber auch Bedenken gegenüber Googles Rolle als Werbemittelsmann, nicht ohne anzuerkennen, dass Google in Zukunft eine große Rolle spielen werden, wenn Fernsehspots mehr und mehr die Merkmale von Onlinewerbung annehmen.

Archiv | pte

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