Das Finale der Weltmeisterschaft 2006 war der krönende Abschluss eines großartigen Turniers. Am Sonntag sahen 25,87 Millionen Zuschauer den Sieg der italienischen Mannschaft live im Fernsehen. Die Übertragung aus dem Olympiastadion Berlin hatte einen Marktanteil von 72,3 Prozent, wie media control heute bekannt gab. In der Spitze schauten bis zu 31,49 Millionen zu.
Der spannende Kampf zwischen Italien und Frankreich erreichte die zweithöchste Quote aller Spiele der diesjährigen WM. Nur bei der Begegnung Deutschland gegen Italien saßen mehr Menschen vor dem Fernseher.
Das Fazit der Fernsehquoten fällt hervorragend aus. Es war die Weltmeisterschaft der TV-Rekorde. Absoluter Höhepunkt war das Halbfinale zwischen Deutschland und Italien mit 29,66 Millionen Zuschauern. Diese Partie überbot alles bisher dagewesene. Die Marktanteile lagen ebenfalls mehrfach über 80 Prozent.
Der Superhype
Wie aktuelle Untersuchungen der Agentur JOM Jäschke Operational Media zeigen, wurden die prognostizierten Leistungswerte des Groß-Event klar übertroffen. Keine Fußball-WM zuvor hat den Medien derartige Rekordquoten eingebracht. „Grundsätzlich hat jede WM von Mal zu Mal mehr Leute angesprochen. Diesmal haben wir aber wirklich einen Superhype erreicht“, sagt Henning Ehlert, Geschäftsleiter Marketing und Vertrieb bei JOM gegenüber der Agentur pressetext.
Für die beteiligten TV-Anstalten war die abgelaufene WM ein sensationeller Erfolg. ARD, ZDF und RTL erzielten mit ihren WM-Sendungen Quoten und Marktanteile, die weit oberhalb der üblichen Senderschnitte lagen. Bei ARD und ZDF verfolgten im Durchschnitt mehr als 11 Millionen Zuschauer die Spiele der Weltmeisterschaft. Die Marktanteile der beiden öffentlich-rechtlichen Sender lagen an den Fußballtagen über 50 Prozent. Für die von RTL übertragenen Begegnungen interessierten sich 10,07 Millionen Fußball-Anhänger. Der Privatsender erreichte an den Tagen mit Live-Fußball im Mittel 45,3 Prozent Marktanteil.
Das Spiel um Platz drei konnte bei den Einschaltquoten mit den grandiosen Einschaltquoten der übrigen Begegnungen Deutschlands mithalten. Für das kleine Finale am Samstag interessierten sich 23,92 Millionen Zuschauer. Der letzte Auftritt der Nationalelf bei der laufenden Weltmeisterschaft hatte einen Marktanteil von 76,0 Prozent.
Die von drei Sendern parallel übertragene Verabschiedung sahen 5,40 Millionen (ARD), 6,30 Millionen (ZDF) und 0,76 Millionen (RTL) Zuschauer.
Radio und „Public Viewing“
Die beliebteste Alternative zum Fernsehen ist das Radio. Auch hier durchbrachen die Quoten der Fußball-WM alle Rekorde. In der Vorrunde verfolgten täglich rund 24,7 Mio. Menschen die Berichterstattungen im Hörfunk. Doch auch im Online-Bereich wurden erstaunliche Zahlen erreicht. Besonders die Anbieter von Sportseiten profitierten von der WM. Während die offizielle Webseite der FIFA bei der WM 2002 etwa zwei Milliarden Mal aufgerufen wurde, lag sie in diesem Jahr bereits nach zwei Wochen bei über 2,5 Mrd. Besuchen.
Auch das so genannte „Public Viewing“ konnte einen unerwartet hohen Zulauf erzielen. Laut offiziellen Angaben der FIFA zählten die Fan-Veranstaltungen in den zwölf deutschen WM-Städten allein bis Dienstag, dem 27. Juni, bereits rund elf Mio. Besucher. Insgesamt hätten alle Mediensegmente unterschiedlich stark von der WM profitiert. „Am schwächsten waren die Zuwächse am ehesten bei den monatlichen Zeitschriften aufgrund des fehlenden Aktualitätsbezugs“, so Ehlert.
Werber für Klinsmann
Die deutschen Werber sind voll des Lobes für Jürgen Klinsmann. Der erfrischende Auftritt der deutschen Elf und ihres Teamchefs könnte eine Vorlage für die Kommunikationsbranche liefern. Für Scholz & Friends-Vorstand Sebastian Turner ist Klinsmann schon jetzt der „Reform-Kommunikator des Jahres“. Uli Veigel, Chef der Agentur Grey, findet die „einfache, aber klare Sprache“ des Trainers nachahmenswert: „Man versteht ihn. Besser noch: man fühlt ihn.“ Klinsmann zeige zudem, dass es durchaus erfolgreich sein kann, mit Traditionen zu brechen, meint Bernd Heusinger, Kreativchef der Agentur Zum goldenen Hirschen. „Darüber werden nun einige Marken nachdenken. Der Mut für kreativere und frechere Kampagnen wird zunehmen“, sagt Heusinger gegenüber „Horizont“.
Flop „Goleo“
Den wohl größten Flop stellte wohl das WM-Maskottchen „Goleo VI“ (Bild) dar. Das wegen seines fehlenden Bezugs zum Gastgeberland und nicht zuletzt der fehlenden Hose unter anderem auch von Design-Ikone Erik Spiekermann kritisierte Plüschtier brachte seinem Lizenzhersteller, der Niki AG, Mitte Mai die Insolvenz. Immerhin zogen die Verkaufszahlen gegen Ende des WM-Turniers noch einmal an.