Dresdner Ausstellung zeigt Verwandlung durch Kleidung

Die Fotografin Herlinde Koelbl porträtierte 70 Menschen in ihrem öffentlichem und privatem Auftreten. Das Dresdner Hygiene-Museum ist ab morgen die erste Station der Ausstellung „Kleider machen Leute“.

Ein Bischof im Ornat und im Jogginganzug, eine Luftwaffenpilotin in voller Montur und in Jeans und Haussöckchen, eine Richterin am Bundesverfassungsgericht in roter Robe und im Kapuzenpulli: Eine neue Ausstellung der Fotografin Herlinde Koelbl im Deutschen Hygiene-Museum Dresden zeigt 70 Menschen in ihrer Berufs- und Privatkleidung. „Ich wollte den öffentlichen und den privaten Menschen herausarbeiten“, sagte Koelbl am Donnerstag in Dresden.

Verwandlung und Blendung

Es gehe um die Verwandlung, die Blendung durch Kleidung, erläuterte die 72 Jahre alte Fotografin. Allerdings sei bei Manchen der Unterschied sehr groß, bei Anderen „kaum wahrnehmbar“. Entstanden sind 70 Doppelporträts, die Koelbl mit Zitaten der Beteiligten über deren Haltung zu Kleidung und zum Privaten ergänzt. Das Hygiene-Museum ist ab Freitag (4. Mai) bis zum 29. Juli die erste Station der Ausstellung „Kleider machen Leute“, weitere Orte stehen noch nicht fest.

Die Idee zu dem Projekt entstand Koelbl zufolge vor vielen Jahren in einem Urlaub in Jugoslawien. Dort habe sie eine Restaurantwirtin erst in traditioneller schwarzer Tracht gesehen, wenig später in einer bunten Kittelschürze. Die Frau habe ihre Ausstrahlung verloren, sie habe sie kaum wiedererkannt. Diese Verwandlung habe sie über Jahre nicht losgelassen, schildert die Fotografin.

Vier Jahre in acht Ländern

Vier Jahre lang hat Koelbl nun nach eigenen Angaben Menschen in acht Ländern fotografiert, darunter einen Sumo-Ringer und eine Geisha aus Japan, Generäle aus der Mongolei und der Schweiz, Schnellimbiss- und Fleischereiangestellte aus Deutschland. Bei ihnen sei in der Körpersprache abzulesen, dass eine Uniform den Menschen „aufrechter, selbstbewusster, manchmal auch imposanter“ mache, erklärte Koelbl. „Wie die Geisha sagten mir viele: Wenn ich das Kostüm anziehe, bekomme ich Aufmerksamkeit, privat verschwinde ich in der Masse.“

Aus der Reihe fällt nur der Berliner Anwalt und Kulturförderer Peter Raue, der auch das Vorwort zum am 10. Mai erscheinenden Ausstellungskatalog verfasst hat. Als dieser ihr erzählt habe, dass er immer Anzug und Fliege trage, selbst mit den Enkeln im Zoo, oder eben gar nichts, fotografierte Koelbl ihn, wie er gar nichts trägt.

Ausstellung

Die Ausstellung „Kleider machen Leute“ ist vom 4. Mai bis zum 29. Juli 2012 im Deutschen Hygiene-Museum Dresden erstmals zu sehen. Gezeigt werden 70 teilweise lebensgroße Doppelporträts von Menschen in ihrer Berufs- und ihrer Privatkleidung. Die Bilder werden ergänzt durch Zitate der Porträtierten und durch Detailaufnahmen von Einzelelementen der Arbeitsmonturen, etwa von Orden eines Generals, Manschettenknöpfen eines Bankers oder Handschuhen eines Butlers.

Das Museum ist dienstags bis sonntags sowie feiertags von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet sieben Euro, ermäßigt drei Euro, Kinder und Jugendliche unter bis 16 Jahre haben freien Eintritt. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein gut 230 Seiten starker Bildband im Hatje Cantz Verlag, der ab 10. Mai im Buchhandel erhältlich ist.

Archiv | dapd

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