Lucky Strike Designer Award 2005 mit „Einfachheit“

Designer-Award-Preisträger John Maeda

John Maeda, Vordenker, Designer und Professor an der amerikanischen Elite-Universität MIT (Massachusetts Institute of Technology), erhält heute in Berlin den mit 50.000 Euro dotierten Lucky Strike Designer Award 2005.

John Maeda, der in den U.S.A. und Asien längst ein Star der Design- und Technologieszene ist, setzt – so der Veranstalter – mit seiner Arbeit Maßstäbe für Design, Informatik und Kunst. Sein Thema ist „Simplicity“ – Einfachheit. Maeda verlangt: „Technologie soll sich den menschlichen Bedürfnissen anpassen – nicht umgekehrt!“ Dies zeigt bereits Auswirkungen auf die Industrie. Für seine Leistung erhält er heute einen der renommiertesten und höchstdotierten Designerpreise weltweit. In diesem Jahr wird der Award bereits zum 15. Mal von der Raymond Loewy Foundation an herausragende und international erfolgreiche Persönlichkeiten des Designs verliehen.

John Maeda zählt laut Esquire-Magazine zu den 21 wichtigsten Menschen des 21. Jahrhunderts und laut I.D.-Magazine zu den 50 wichtigsten Designern 2004. Der international hochreputierte und 38 Jahre junge John Maeda fordert, dass Computer einfacher und den menschlichen Sinnen angepasst werden müssen. Maeda nährt mit seinen teils philosophischen, teils technologiekritischen Überlegungen über Simplicity einen regelrechten Boom des Simplicity-Gedankens. Seine Vorstellung von Simplicity geht weit über die Vereinfachung von Schnittstellen oder die Verkleinerung von Geräten hinaus. Simplicity ist für Maeda eine radikale Neu-Untersuchung, um eine komplexe und leistungsstarke Technologie unkompliziert in ihrer Anwendung zu machen und sie so von ihrer Einschüchterung zu befreien. Dennoch bedeutet Simplicity nicht nur, dass Technologie vereinfacht werden soll: „Ein leistungsfähiges, funktionales Objekt ist aufgrund seines Potentials sehr komplex und kompliziert in der Anwendung. Etwas einfacher zu machen bedeutet oft, es weniger leistungsstark zu machen. Wie aber macht man etwas leistungsstark und dennoch einfach in der Anwendung? – Das ist die Herausforderung“, erläutert Maeda sein Vorhaben.

Diese Ansprüche und Forderungen Maedas hat die Jury der Raymond Loewy Foundation überzeugt: „Seit vielen Jahren betreibt John Maeda systematisch Grundlagenforschung. Er hat so eine zeitgemäße und wegweisende Form entwickelt, mit Design und Design-Kompetenz nicht bloß über Design, vielmehr über all unser Dasein und Sosein exemplarisch neue Erkenntniswege einzuschlagen“, lautet es in der Jurybegründung.

„Leistungsstark und dennoch einfach“ sind für Maeda die folgenden gelungenen Vorreiter für Simplicity: Der I-pod von Apple mit seiner minimalistischen Form und seinem intuitiven Interface, Google und sein direktes und unmissverständliches Suchangebot, der Korkenzieher „Screwpull“ dank seiner ausgeklügelten Mechanik und der Citroen 2CV – die Ente – dessen „sozialverträgliche Konstruktion“ mit dem hohen gewölbten Dach, den Hüten auf den Köpfen der französischen Bauern von 1948 Platz bot und den Wagen nahtlos in das Leben der Menschen einfügte.

John Maeda unterrichtet seit 1996 am MIT in Cambridge/Boston. Er ist Professor für „Design and Computation“ und Direktor der Aesthetic & Communication Group des MIT Media Lab. Dort leitet er sein experimentelles Forschungsprogramm „Simplicity“. Maeda arbeitet hier eng mit Sponsoren wie Time Inc., BT, Johnson & Johnson, AARP und Samsung zusammen, um gemeinsam Möglichkeiten zu finden, Simplicity im Markt zu verankern.

Simplicity hat inzwischen auch Einzug in die Industrie gehalten: mit „Sense and Simplicity“ verdeutlicht der Technologie-Konzern Philips die Neuausrichtung seiner Produktentwicklung und Markenstrategie. „Warum ist Technologie nicht so einfach wie die Box, in der sie geliefert wird?“, dieser Leitgedanke von Philips ähnelt Maedas Forderungen stark. Kein Zufall, dass John Maeda zusammen mit weiteren Designern und Strategen im Philips Think Tank sitzt, um „das Prinzip Einfachheit im Unternehmen zu verankern“. Auch Sony, E-Plus und andere Unternehmen beschreiten ähnliche Wege: Sie wollen Berührungsängste der Verbraucher vor technologischen Geräten abbauen und versprechen, überdimensionierte Technologie-Funktionen zu vermeiden. Stattdessen bieten sie „einfach verständliche“ Geräte an.

Den Lucky Strike Designer Award erhält John Maeda nicht nur für seine Pionierarbeit in Sachen Simplicity, sondern auch für sein Frühwerk. Bereits in den 1990er Jahren war er einer der ersten Multimedia-Künstler und wird seitdem international in Galerien und Museen ausgestellt. Auch mit Publikationen über Multimedia- und Computerprogramme hat er sich ein internationales Ansehen verschafft. Zu seinen Arbeiten gehören „Reactive Books“, „Twelve O’Clocks“ sowie das Aufsehen erregende Buch „Design By Numbers“, eine Computersprache und Programmgrundlage für eine visuelle Ästhetik. Namhafte Unternehmen wie Shiseido oder Samsung erkannten die Qualität der Medienästhetik Maedas früh und beauftragten ihn, ihre unternehmerische und technologische Innovationskraft durch individuell entwickelte interaktive Multimedia-Arbeiten zu präsentieren.

Der Lucky Strike Designer Award wird seit 1991 alljährlich von der Raymond Loewy Foundation an herausragende und international erfolgreiche Persönlichkeiten des Designs verliehen. Er zählt zu den begehrtesten und mit 50.000 Euro zu den höchstdotierten Designerpreisen weltweit. Die Raymond Loewy Foundation International leistet einen wesentlichen Beitrag Design zu fördern und die große Bedeutung von Design für die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft hervorzuheben. Die Foundation wurde 1991 gegründet und unterstützt wegweisendes und professionell durchdachtes Design im Sinne des Designverständnisses Raymond Loewys (1896 – 1986).

Bisherige Preisträger des Lucky Strike Designer Award sind u. a. Philippe Starck (2004), Michael Ballhaus (2001), Donna Karan (1999), Peter Lindbergh (1996) und Karl Lagerfeld (1993).

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