Apple-Chef Steve Jobs hatte auf der alljährlichen Entwicklerkonferenz WWDC gleich drei Neuerungen zu vermelden: Die nächsten Betriebssystem-Generationen für Macs und Mobilgeräte – Mac OS X 10.7 „Lion“ und iOS 5.0 – und einen Nachfolger für den Online-Dienst „Mobile Me“ namens „iCloud“. Alles war allerdings im Vorfeld erwartet worden, große Überraschungen sind ausgeblieben.
„Lion“: iOS-Haptik und Versionierung
Die Funktionen von Mac OS X Lion sind bereits seit der Vorankündigung weit gehend bekannt (dasauge berichtete). Hierzu zählen ein Vollbildmodus, der ohne feststehendes Menü die Optik von iPad-Apps auf den Mac bringt. Auch das große Symbolraster zum Starten von Programmen wurde von iOS als „Launch Pad“ übernommen. Die Fensterverwaltung „Exposé“ hört unter „Lion“ auf den Namen „Mission Control“ und stapelt die Fenster pro Anwendung.
Hinzugekommen ist eine neuartige Versionierung, die das explizite Speichern selbst neuer Dokumente überflüssig macht und über eine „Time Machine“-artige Oberfläche den Zugriff auf vorherige Fassungen eines Dokuments ermöglicht. Mit „Resume“ soll der Anwender zudem seine Apps – wie Programme jetzt auch am Mac heißen sollen – beim nächsten Start genauso wieder vorfinden, wie er sie verlassen hat. Anwendungen müssen für solche Funktionen allerdings erst von ihren Herstellern angepasst werden, sodass der neue Komfort vielfach noch auf sich warten lassen wird – gerade Adobe hat sich in der Vergangenheit bei der Integration von neuen Mac-Funktionen wenig mit Ruhm bekleckert.
Neu ist auch die Information, dass der Löwe ausschließlich über den Mac-AppStore erhältlich sein wird – und zwar für nur rund 24 Euro. Voraussetzung ist allerdings Mac OS 10.6, da es den AppStore nur für dieses System gibt. Die Server-Version soll es als Upgrade für die Einzelplatz-Fassung für rund 40 Euro geben. Beide Systeme kommen im Juli.
iOS 5: Gebündelte Benachrichtigungen
In den Mittelpunkt der kommenden iOS-Version stellt Apple das „Notification Center“. Es vereint die anfallenden Hinweise auf eingehende SMS, verpasste Anrufe, Termine und App-Ereignisse an einem Ort. Wenn Benachrichtigungen eintreffen, erscheinen sie kurz am oberen Rand des Bildschirms und stören nicht mehr als Popup-Fenster. Mit einem Wisch können alle Benachrichtigungen angesehen werden und ein Fingertipp bringt den Nutzer für weitere Details direkt in die entsprechende App. Die Benachrichtigungen erscheinen auch auf dem Sperr-Bildschirm.
Die – zumindest beim iPad – unverständliche Abhängigkeit der iOS-Geräte von einem Mac oder PC will Apple mit iOS 5 aufheben: Die Aktivierung soll wie auch die Softwareaktualisierung direkt vom Gerät aus möglich sein.
iOS 5 soll als kostenlose Aktualisierung für iPhone 3GS, iPhone 4, iPad, iPad 2, iPod touch iPod touch (der dritten und vierten Generation) „in diesem Herbst“ erhältlich sein. „Einige Funktionen könnten nicht auf allen Geräten verfügbar sein“, merkt Apple in einer Pressemitteilung noch an.
iCloud: Wolke statt Synchronisieren
Nur drei Jahre nach dessen Vorstellung will Apple seinen Online-Dienst „Mobile Me“ durch einen neuen Dienst namens „iCloud“ ablösen. iCloud speichert alle möglichen Dateien eines Benutzers auf Apple-Servern und gleicht sie automatisch mit allen Geräten eines Anwenders ab. Das lästige „Synchronisieren“ soll damit der Vergangenheit angehören: Fotos vom iPhone finden sich automatisch auch auf dem Mac, Musik vom heimischen Rechner auch auf dem iPod touch. Apple hat eigenen Angaben zufolge über 340 Millionen Euro in ein Datenzentrum in Maiden, North Carolina (USA) investiert, um dem erwarteten Kundeninteresse an dem Dienst gerecht zu werden.
iCloud soll zeitgleich mit iOS 5 in diesem Herbst starten. Anwender können sich dann kostenlos über ein iOS-5-Gerät oder einen Mac mit „Lion“ anmelden. Der kostenlose Zugang umfasst fünf Gigabyte Speicherplatz für E-Mails, Dokumente und Datensicherungen – gekaufte Musik, Apps, Bücher und Fotos werden nicht auf diese Speichergrenze angerechnet. Zu erwarten aber noch nicht verlautbart ist, dass Apple größere Speicherplatz-Pakete gegen Entgelt anbieten wird.