Das Internetunternehmen Google hat renommierte Künstler dazu aufgerufen, ihre Arbeiten zur Gestaltung seines Webbrowsers Chrome zur Verfügung zu stellen. Laut Google könnten die Werke auf diese Weise einem Millionenpublikum präsentiert werden. Doch viele Künstler wollen nun nicht bei dem Projekt mitmachen, nachdem sich herausstellte, dass sie keinerlei Entlohnung dafür erhalten sollen. Die Idee war es, Chrome-Nutzern mithilfe der künstlerischen Werke eine individuelle Gestaltung der Browseroberfläche zu ermöglichen. Dass Google den Künstlern allerdings nichts für den Entwurf solcher „Skins“ bezahlen will, bringt das Projekt ins Wanken.
Kein Cent
Der Illustrator Gary Taxali – seine Arbeiten erschienen bereits in Heften wie dem Time Magazine, Newsweek und Fortune – wurde im April von Google zur Teilnahme an der Chrome-Gestaltung eingeladen. „Das erste, was ich gefragt habe, war: Wie steht es um die Bezahlung“, so Taxali kürzlich in einem Interview. Als sich herausstellte, dass Google keinen Cent dafür investieren wollte, lehnte er ab. In den folgenden Wochen machte sich schließlich zunehmend Unmut unter den Illustratoren breit, die über ein Internetforum in Verbindung standen. Taxali schrieb dort in Blogbeiträgen über seinen Ärger und erhielt mehr als 200 Antworten von anderen Illustratoren, die das Google-Angebot ebenfalls abgelehnt hatten.
„Man könnte meinen, dass ein Unternehmen, das Millionen Dollar einnimmt, es sich leisten kann, Künstler und Designer zu bezahlen“, kritisiert auch Joe Ciardiello, unter anderem Illustrator für New York Times Book Review. Immerhin verzeichnete Google allein im ersten Quartal des Jahres Gewinne von 1,42 Milliarden Dollar, ein Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Positive Feedbacks
Google erklärte in einer Stellungnahme, dass das Chrome-Projekt nach dem selbem Muster geplant war, wie ein ähnliches Projekt für iGoogle im vergangenen Jahr. Auch da waren Künstler und Unternehmen dazu aufgerufen worden, Bilder beizusteuern, die zur Oberflächengestaltung genutzt werden sollten. „Während wir in der Regel kein Geld für solche Projekte als Gegenleistung anbieten, glauben wir dennoch aufgrund des positiven Feedbacks, dass diese Aktionen eine einzigartige Gelegenheit für Künstler bieten, um ihre Arbeiten vor einem Millionenpublikum zu präsentieren“, ließ der Suchmaschinenbetreiber wissen. Diese Argumentation erinnert an eine Stellungnahme zum „Code“-Wettbewerb von Create Berlin, dessen Teilnahmebedingungen mittlerweile zurückgezogen wurden und überarbeitet werden.