ADC-Nachwuchswettbewerb 2006: die Sieger

„Eher harmlos“ – die Jury des ADC-Nachwuchswettbewerbs zeigte sich enttäuscht vom Werbenachwuchs. Dennoch konnten einige Talente hervorstechen.

Bei seiner jährlichen Leistungsschau für den Nachwuchs hat der Art Directors Club (ADC) die besten drei Jungkreativen des Jahres 2006 ausfindig gemacht. Die Entscheidung, wer die begehrten Titel „ADC-Junior“, „ADC-Talent“ und „ADC-Student“ des Jahres 2006 ab sofort tragen darf, fiel am vergangenen Wochenende beim 23. ADC-Nachwuchswettbewerb in München. Es sind die vielversprechenden Nachwuchstalente Benjamin Schwarz (BBDO Berlin), Eva Klose (Fachhochschule Mainz) und Anne Julia Nowitzki (Hochschule für Gestaltung Offenbach).

„Es war zwar ein guter, aber auch ein eher harmloser Jahrgang – durchaus mit exzellenten Ausschlägen“, kommentierte Jury-Vorsitzender und ADC-Vorstand Delle Krause. Sein Gesamteindruck: „Wie im vergangenen Jahr haben die Youngsters ein enormes technisches und professionelles Niveau gezeigt. Es ist beeindruckend, wie sie mit Medien und Methoden umgehen. Nur mitunter sollten sie ihrer Phantasie noch mehr Zügel lassen – und die individuelle Kreativität einfach los galoppieren lassen.“ Und Jury-Mitglied Britta Poetzsch ergänzt: „Wir haben tolle freie Arbeiten vermisst, vieles war schon für ‚Werbehirne‘ gedacht. Gerade die Semesterarbeiten sollten nicht gleich wie fertige Werbung aussehen, sondern ein Ort für Inspiration sein.“

Die drei Gewinner ragten jedoch nicht nur mit Perfektion, sondern auch mit originellen Ideen und kreativen Umsetzungen aus dem Gros heraus. Agenturjunior Benjamin Schwarz hat in der Kategorie der Berufsanfänger den ersten Platz errungen. In seiner dreiteiligen filmischen Arbeit „Simply – Telefonieren ohne nachzudenken“ verbindet er eine ebenso einfache wie wirkungsvolle Produktbotschaft mit Humor und extremen Überraschungseffekten. Jury-Mitglied Alexander Schill: „Die Filme sind bis ins letzte Detail irrsinnig liebevoll exekutiert. Da stimmt ‚simply‘ alles: von der Grundidee über das Casting bis hin zum Nachklapper.“ Gezeigt werden Menschen, die beim Telefonieren ihr Umfeld so weit vergessen, dass sie sich zu ebenso unbedachten wie für den Betrachter komischen Bemerkungen hinreißen lassen. Ausgezeichnet wurden von der Jury zwei der drei Spots, nämlich „Mode“ und „Konferenz“.

ADC-Talent des Jahres und damit Sieger unter den Einsendern von Hochschul-Abschlussarbeiten ist Eva Klose von der Fachhochschule Mainz mit der Arbeit „Verdichtungen“. In ihrer „karthographischen Alltagsvermessung nach E. M. Klose“ zeigt sie die Welt um uns herum in neuen, verdichteten Kontexten. Dabei werden alltägliche Phänomene wie etwa die Entstehung einer Ameisenstraße grafisch mit der straßenförmigen Verdichtung von Autos im Stau in Zusammenhang gebracht und auf faltbaren Übersichtskarten geordnet. Jury-Mitglied Arno Lindemann: „Der Jury gefiel besonders die innovative, ästhetische Art dieser Kommunikation, die aus Alltagszahlen Kunst macht. Die Arbeit ist sehr wissenschaftlich – aber auch sehr gut. Außerdem wurde endlich einmal das Studium für eine freigeistige Kommunikation genutzt – Studenten, kommerzielle Auftragsarbeiten macht Ihr später noch genug!“

Die ADC-Studentin des Jahres 2006 heißt Anne Julia Nowitzki von der Hochschule für Gestaltung Offenbach. Ihr Film „Norbert“ zeigt in rasanter Abfolge grafischer Impressionen einen Mann, dessen Unzufriedenheit mit seinen Lebensumständen sich ebenso wie seine Gewaltbereitschaft stetig steigert und in der sexuellen Befriedigung beim hemmungslosen und mörderischen Autofahren gipfelt. Johannes Krempl zeigt sich im Namen seiner Mit-Juroren begeistert: „Im Film ‚Norbert‘ wurde ein wortgewaltiger Text (von Sybille Berg) noch bildgewaltiger umgesetzt. Der minutenlange Film rauscht mit fünf Ideen pro Sekunde auf den Betrachter zu. Die Art der Umsetzung ist in sich absolut stimmig und reißt einen mit.“

Die Jury bestand aus 55 Kreativ-Profis aus ganz Deutschland, die insgesamt 550 eingereichte Arbeiten von jungen Talenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz – bewertete. Insgesamt verlieh die Jury 17 Auszeichnungen im Bereich Abschlussarbeiten, 20 Auszeichnungen im Bereich Praxisarbeiten und 23 im Bereich Semesterarbeiten.

Die Gewinner des Nachwuchswettbewerbes sind zur ADC-Ausstellung im März 2007 nach Berlin eingeladen, wo ihre Arbeiten einer großen Öffentlichkeit gezeigt werden. Und: Der Junior, die Talente und die Studentin des Jahres dürfen zu den nächsten Clio Awards in Miami/Florida reisen. Die Studentin des Jahres erhält außerdem den „Focus/ADC Student Award“. Alle prämierten Arbeiten werden darüber hinaus im Katalog „Sushi“, der Dokumentation des ADC-Nachwuchswettbewerbs, veröffentlicht.

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