Satte fünf Jahre nach der letzten großen Ausgabe hat Microsoft in der Nacht auf heute, Donnerstag, die Nachfolgeversion 7 des Internet Explorers zumindest schon einmal auf Englisch veröffentlicht.
Oberfläche nachgezogen
Ein erster Blick auf die deutlich überarbeitete Benutzeroberfläche macht deutlich, dass Microsoft den in die Jahre gekommenen Vorgänger zweifelsohne hinter sich lassen will. Die ehemals in den Browserkopf integrierte Menüleiste ist verschwunden, wichtige Befehle wurden auf diverse Symbole aufgeteilt. Unter der URL-Eingabezeile klafft beim Starten eine leere Stelle, die für die Darstellung der endlich eingeführten Registerkarten (Tabs) reserviert ist. Neu sind zudem das von Mozilla entlehnte RSS-Symbol sowie die Integration einer bereits von Firefox, Safari und Opera bekannten Suche aus der Werkzeugleiste heraus. Zudem wurde auch die längst überfällige Unterstützung von Umlaut-Domänen umgesetzt. Alles in allem hat Microsoft also in Sachen Oberfläche keine wirklichen Neuerungen zu bieten, sondern zieht seit Jahren von der Konkurrenz bekannte Merkmale nach.
Stil-Unterstützung weiterhin mangelhaft
Webdesigner dürften den Internet Explorer mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen. Auf der einen Seite wurden einige grobe Schnitzer behoben, auf der anderen Seite schleppt die neue Version einige Fehler der Vorversion mit, was insoweit unverständlich ist, als dass es sich beim Internet Explorer 7 um eine Neuentwicklung handeln soll.
So wird weiterhin das für eine Bildbeschreibung reservierte „Alt“-Attribut von Bildern als „Tooltipp“ verwendet und einige anderswo längst selbstverständliche Eigenschaften im Bereich der zur Seitengestaltung verwendeten Cascading Style Sheets (CSS) sind dem IE weiterhin unbekannt. So kennt der Browser wichtige Pseudoklassen wie „firstchild“, „before“/„after“ oder „lang“ weiterhin nicht und kann auch mit der Angabe von Mindestgrößen (z. B. „min-height“) nichts anfangen. Andererseits wurden die unter den witzigsten Namen kursierenden Fehler (wie der berüchtigte „Guillotine Bug“) behoben und auch die Aufgabe, ein Pixel breite gepunktete Linien darzustellen, überfordert den IE7 im Gegensatz zum Vorgänger nicht.
Webdesigner müssen berücksichtigen, dass einige der „Hacks“, mit denen den IE7-Vorgängern Sonderbehandlungen im CSS-Bereich untergeschoben wurden, nicht mehr funktionieren. Zwar sind sie teilweise auch überflüssig geworden, wenn die hiermit umschifften Fehler gleichzeitig behoben wurden, jedoch sollten Webdesigner das Verhalten in der neuen Version noch einmal überprüfen, wenn sie es anhand der Beta-Version nicht bereits getan haben.
Schnelle Verbreitung erwartet
Alles in allem bietet der Internet Explorer 7 also wenig Anlass, von den Alternativen, die sich mittlerweile etabliert haben – allen voran Firefox – zurückzukehren. Bei der Nutzeroberfläche herrscht jetzt ungefähr Gleichstand und in Sachen Webstandards liegt der IE7 noch weit hinter Firefox, Safari und Opera zurück. Nichtsdestotrotz wird der Internet Explorer seinen zuletzt schrumpfenden Marktanteil stabilisieren können, was er insbesondere seiner Vorinstallation auf dem verbreitetsten Betriebssystem Windows zu verdanken hat.
Die Verbreitung der aktuellen Version 7 hat Microsoft in zwei Schritten organisiert. Während die finale englische Version ab sofort offiziell zum Herunterladen freigegeben ist, wird die automatische Aktualisierung erst am 2. November durchgeführt. Innerhalb dieses Zeitraums sollen auch die anderen Sprachversionen folgen. Die Aktualisierung ist auf Windows-XP-SP2- und Windows-Server-2003-Anwender beschränkt.