Die Bienen sind gelandet. Insgesamt 16 Internet-Angebote haben die Aktion Mensch und die Stiftung Digitale Chancen im Finale des Wettbewerbs für barrierefreies Internet ausgezeichnet. Goldene Bienen gingen an den Landtag Nordrhein-Westfalen, das Landesportal Baden-Württemberg, das Regionale Rechenzentrum Erlangen in Bayern und das Theologische Seminar der Fachhochschule Elstal in Brandenburg. Einziger Preisträger aus dem Bereich der Bundesbehörden ist die Webseite der Deutschen Bundesbank. Sie bekam eine Biene in Silber. Sieben Teilnehmer gewannen eine Biene in Bronze. Der Auszeichnung vorausgegangen waren ein umfangreiches Testverfahren und die Entscheidung einer prominent besetzten Jury aus Medienmachern und Multiplikatoren.
„So viele goldene Bienen gab es noch nie“, freut sich Jutta Croll, Geschäftsführerin der Stiftung Digitale Chancen. „Das Ergebnis bestätigt, was sich im Verlauf des Wettbewerbs bereits abgezeichnet hat. Wir haben mehr barrierefreie Internet-Seiten und wir haben bessere barrierefreie Internet-Seiten. Aber wir stehen erst am Anfang. Am Ziel sind wir, wenn alle Webseiten für alle Nutzer zugänglich sind.“
Die Bedeutung dieses Zieles unterstrich auch Karin Evers-Meyer, die neue Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen. In ihrer Festrede betonte sie das Zusammenspiel zwischen gesetzgeberischen Maßnahmen und der Umsetzung in der Praxis. „Ich habe den Eindruck, wir konnten auf dem hier relevanten Gebiet der Herstellung von Barrierefreiheit bei Information und Kommunikation in der kürzesten Zeit die größten Fortschritte erzielen. Es gibt viele Beweise für ein echtes Umdenken und eine große gesellschaftliche Akzeptanz. Der Biene-Award hat einen entscheidenden Teil dazu beigetragen.“
Beispielhaft für die Möglichkeiten, die dieses Umdenken eröffnet hat, waren die Webseiten, die einen Sonderpreis erhielten. Der blinde Programmierer Simon Bienlein bekam eine Biene für sein Angebot Linux für Blinde und bedankte sich mit den Worten: „Biene goes to Bienlein.“ Einen Sonderpreis für die besondere inhaltliche Relevanz und die vorbildliche Umsetzung des Gedankens der Integration erhielt die Kanzlei Dr. Tolmein. Der unter anderem auf Behindertenrecht spezialisierte Rechtsanwalt hat seine Webseite komplett in Deutsche Gebärdensprache und leichte Sprache übersetzen lassen.
Einziger Wermutstropfen eines sehr gelungenen Abends war die Kategorie Medien. „Mit nur 12 Einreichungen war diese Kategorie am schwächsten besetzt. Dennoch hatten wir gehofft, eine Biene verleihen zu können“ erklärt Iris Cornelssen, Projektleiterin für den Biene-Award bei der Aktion Mensch. „Die Medien in ihrer Rolle als Mittler sind für Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen wichtig. Wir gehen davon aus, dass die Entscheider auf Seite der Medien der Bedeutung von Barrierefreiheit bald Rechnung tragen werden“, so Cornelssen weiter. Das sah die Jury genau so, wie Ralf Sander, Redakteur stern.de erklärte, der die Begründung der Jury vortrug, keine Biene in der Kategorie Medien zu vergeben. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leichtgemacht. Aber wir haben an den anderen Preisträgern gesehen, dass es gar nicht so schwer ist, eine Webseite einfach für alle zu gestalten. Wir wollen deshalb die Medienmacher auffordern, sich zukünftig an den anderen Preisträgern zu orientieren.“
Dass diese Zukunft bereits begonnen hat, zeigen die Nachwuchspreise. Laura Capitelli und Ines Terpe bekamen eine Biene für die von ihnen gestaltete Webseite des Integrativen Kindergartens des Sportclubs Ottensen. Eine weitere Nachwuchs-Biene ging an Christiane Müller, die mit ihrer IT-Infothek ein umfangreiches Angebot zum Thema Barrierefreiheit ins Netz gestellt hat.
Die einzelnen Preisträger sowie weitere Informationen finden sich unter www.biene-award.de/award.
Seit 2003 prämieren die Aktion Mensch und die Stiftung Digitale Chancen die besten barrierefreien Angebote im Internet mit dem Biene-Award. Biene steht dabei für „Barrierefreies Internet eröffnet neue Einsichten“, aber auch für Kommunikation, gemeinsames Handeln und produktives Miteinander.
Teilnehmen können Betreiber und Gestalter deutschsprachiger Webangebote in den Kategorien E-Business, E-Government/E-Democracy, Kultur und Gesellschaft, Bildung, Wissenschaft und Forschung sowie Medien. Erstmals schreiben die Veranstalter in diesem Jahr einen Nachwuchspreis für junge Webdesigner in der Ausbildung oder im Studium aus. Sonderpreise können für Lösungen vergeben werden, die spezifische Bedürfnisse einzelner Nutzergruppen berücksichtigen. Das können sein: Angebote für Kinder oder für gehörlose Menschen, die Gebärdensprache verwenden, Angebote für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder andere herausragende und innovative Entwicklungen.