Plagiat oder Zufall? – Die zwei pfeifenden Kessel

Der Rat für Formgebung hat einen Werbespot mit Silber bedacht, den es so ähnlich schon einmal gab. „Plagiat!“, schimpft der Texter, „Zufall!“ kontert die umsetzende Heye-Group.

Der Rat für Formgebung hat im Rahmen des Designpreises der Bundesrepublik Deutschland 2009 einen Spot der Tinnitus Hilfe Düsseldorf e.V. mit Silber bedacht, der erstaunliche Parallelen zu einem Spot gleichen Themas aufweist, der allerdings schon Jahre zurück liegt. Die Idee: Ein Teekessel pfeift und wird von der Kochstelle genommen – aber das Pfeifen geht weiter.

„Vorhandene Geistesblitze“

Nun wirft der Mönchengladbacher Texter Ralf Maier dem Gewinner aus dem Hause Heye-Group vor, dass der Siegerbeitrag „wie das Remake“ eines Films wirke, den Stöhr Markenkommunikation bereits Ende der 90er für die Initiative „Take care of your ears“ produziert hatte. Es sei „bemerkenswert“, so Maier, wenn ausgerechnet bei der Arbeit für eine soziale Institution auf „bereits vorhandene Geistesblitze“ zurückgegriffen werde. Schließlich würden solche Aufgaben von Agenturen gerne dazu genutzt, ihr kreatives Profil zu schärfen. Maier war als Texter für Stöhr tätig.

Wenn der Druck zu hoch ist…

Von dasauge mit dem Vorwurf konfrontiert, versichert die Heye-Group, dass die Idee zum Heye-Spot „Teekessel” ohne Kenntnis des Spots „Take care of your ears“ entstanden sei. „Die Inspiration für die Idee des verantwortlichen Kreativen war die Auskunft seines Arztes, dass es sich beim Menschen ähnlich verhält wie beim Teekessel: Wenn der Druck zu hoch ist, pfeift es irgendwann.“ Zudem sei die Heye-Version vor allem für ihr außergewöhnliches Sound-Design prämiert worden.

Parallele Ideen sind tatsächlich häufig reiner Zufall. So gab es im Fall der Berlin-Kampagne „Be Berlin“ bereits ähnliche Plagiatsvorwürfe unterlegener Agenturen (dasauge berichtete). Hier wurde der Sieger-Slogan in leichten Variationen direkt von vier verschiedenen Agenturen eingereicht – Ursache war mangelnde Originalität und eine allzu naheliegende Lösung.

Preisverleihung im Februar

Am 28. und 29. August 2008 traf die Jury zur Beratung über die Vergabe des Designpreises der Bundesrepublik Deutschland 2009 zusammen. Aus über 1240 nominierten Einreichungen wurden fünf Gold- und 20 Silbergewinner gewählt. Die Preisverleihung erfolgt am 13. Februar 2009.

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