In der Werbebranche ist das so!?!?! Ich lache mich gleich tot …

11 Beiträge:
Ralf Kurreck

Kurreck, Ralf

#1

Hallo Forum.

Eine kleine, aber interessante Geschichte aus meinem (Dipl.-) Grafiker-Leben:

Ich trete eine neue Arbeitsstelle an, Werbeagentur, 10 Leute, 3 Mediengestalter, 2 Mediengestalter-Auszubildende, ich neu als eben Dipl.-Grafiker (ich bilde mir auf meinen Titel nichts ein, aber dazu später mehr). Im Vorstellungsgespräch war von „manchmal“ Überstunden die Rede.

Am ersten und zweiten Tag bereits jeweils 2 Überstunden, am dritten Tag wird angekündigt, dass am Sonntag auch gearbeitet werden „soll“. Ein paar Tage später „Naqchtschicht“, ich gehe um halb elf (ich fahre noch eine Stunde nach Hause), andere bleiben bis morgens um vier (und fahren auch noch eine Stunde nach Hause). Ein paar Tage später wieder die „freundliche Ansage“, dass länger, viel länger, gearbeitet werden „soll“. Ich verneine, ich habe Frau und Kind (1/2 Jahr alt, das ich aufgrund der Überstunden seit 3 Tagen nicht gesehen habe). „Tja, da haben wir ein Problem, da muss ich mal mit dem Chef reden“.

Nach 28 Tagen ein erstes (und letztes) Personalgespräch, ich „passe nicht ins Team“, weil es „Unruhe“ bringt, wenn ich um halb sechs Feierabend mache, üblich wäre es um halb acht zu gehen, also jeden Tag 2 kostenlose Überstunden abzuleisten. Und das wäre in der Werbebranche eben üblich (das sagt mir so ein Chef-Sohn-Fuzzie, der 10 Jahre jünger ist als ich und entsprechend viel Berufserfahrung hat.

Ist es so, dass man in der Branche für ein Hungerlohn so viel arbeitet? Warum? Wer ist so doof? Wieviel andere warten um Euren Job für weniger Geld zu machen? Sind es Mediengestalter, die nichts anderes lernen als zu knüppeln, sich aber keine Zeit für Estetik dürfen, ausser Überstunden, also ihre eigene Freizeit, in Dienste der Firma?

Ich möchte, dass alle ihre Absprachen der Vorstellungsgespräche einhalten, alle anderen zerstören unsere Werte, und irgendwann ihre eigenen, denn da wartet immer einer, der noch mehr für noch weniger Geld arbeitet.

In diesem Sinne, danke für Eure Aufmerksamkeit.
ratata.

#2

Ich bin zwar selbst Fotografin und keine Grafikerin, aber leider, leider habe ich von Freunden, die in Agenturen tätig sind und waren, genau dasselbe gehört: Arbeiten, arbeiten, nachts und am Wochenende und danach wieder arbeiten.
Ich kann mich deiner Meinung nur anschließen und finde das auch nicht in Ordung. So ein Arbeitspensum kann keiner über Jahre hinweg schaffen; Traurig nur, dass viele Grafiker der gleichen Meinung sind und es trotzdem machen.

| Antwort auf Kurreck, Ralf
Claudia Konerding

Konerding, Claudia

#3

hallo,

erstmal ein „respekt“ an dich, weil du diesen wahsinn nicht länger mitgemacht hast.
ich bin wie mein vorschreiber auch fotografin und kenne diese überstunden für „mal ne pizza bestellen und auf ein bier einladen“. wenn das team in ordnung ist, habe ich auch kein problem damit. und wenn man in irgendeiner form eine anerkennung bekommt. ob in form von geld oder material, das ist mir egal. ein nettes „dankeschön“ und eine gewisse freundlichkeit setze ich voraus.

wenn es aber einfach so vorausgesetzt wird, dass man quasi sein leben für die firma sausen lässt, ist das keineswegs in ordnung!
auch in anderen branchen ist es gang ung gebe, dass 18 stunden täglich und wochenlang am stück normal sind.

ich habe sowieso das gefühl, dass diese mentalität vom übermässigen arbeiten irgendwie in mode gekommen ist bzw. immer schlimmer wird.
wer nicht 60 stunden die woche arbeitet, muss ja schon fast ein schlechtes gewissen haben. gerade unter uns selbständigen darf man unter kollegen ja schon gar nicht erwähnen, dass man sich zwei wochen urlaub im jahr gönnt und auch mal um 17 uhr nach hause geht.

nach zwei jahren selbständigkeit habe ich jetzt einen guten weg gefunden. ich versuche, mich nicht mehr von schiefen blicken irritieren zu lassen und mich andauernd zu rechtfertigen. und wenn ich monatelang durchschnittlich 60 stunden die woche arbeite und an den wochenenden nur noch unterwegs bin (auch zum arbeiten), behalte ich das einfach für mich. muss ich auch, denn das ist schliesslich kein grund zum klagen, sondern „normal“. 😉

zum glück habe ich keine kinder. aber das wird mal kommen, und dann sieht die welt wahrscheinlich sowieso ganz anders aus.

die werbebranche ist eben eine welt für sich, denke ich. genau wie die medien.
aber deshalb muss man sich nicht verarschen lassen, und ich finde es sehr mutig
wenn man dazu „nein“ sagt.

viel glück wünsch ich dir und dass du dir weiterhin treu bleibst.

grüsse von claudia

#4

... ich bin auch fotografin, habe aber im laufe meines studiums für eine größere agentur in der grafik gearbeitet und: ja, genau das scheint die norm zu sein.

überstunden bis 22h waren normal. da ich auch von weiter weg kam, ging ich schon mal bereits um 20h, während die anderen eben bis tief in die nacht und gerne mal am wochenende da bleiben sollten – selbstverständlich wurden die überstunden nicht vergütet.
weshalb das viele mitmachen? nun, man hörte hier und da öfter den spruch “.. wenn es dir nicht gefällt, draussen laufen genug arbeitslose grafiker herum“... und viele denken sich daher dass sie das spiel lieber mitmachen...
nicht jeder hat das rückrat mal „nein“ zu sagen. nur leider wird schon am nächsten tag jemand anders an deinem rechner sitzen, der ganau das spiel weiterspielen wird. daher, vermute ich, wird sich so schnell nichts an dieser art und weise ändern.
dir wünsche ich alles gute.

| Antwort auf Konerding, Claudia

Kopffüssler

#5

Ich glaube, langsahm wachen die Kreativen auf. Auch ich kenne diese Einstellung in den Agenturen „Ein Leben für die Kreation“. Natürlich ist es toll und erfüllend, etwas Schönes zu machen. Und wenn man freiwillig länger bleibt, damit es richtig gut wird, ist auch O.K. Aber dass sich das soweit verselbstständigt hat, dass es mitlerweile normal ist, grundsätzlich länger zu bleiben und erwartet wird, dass man ansonsten kein Privatleben hat, ist einfach nicht in Ordnung. Und das für ein Gehalt, das man auch ohne Hochschulstudium haben könnte.

Aber es geht auch anders:
Ich hatte auch mal meinen Chef Samstags am Telefon, der meinte, öh, kannst Du am Sonntag arbeiten kommen? (Ich mußte damals 1 1/2 Std. zur Arbeit fahren) Als ich nein sagte, war er völlig perplex. Er meinte, das wäre assozial, weil die anderen müßten ja auch kommen. Er hat es noch zweimal versucht, danach hat er mich nicht mehr gefragt. Als die anderen das mitbekommen haben, sind sie auch nicht mehr am Wochenende hin. Da es eine Menge andere Dinge gab, die mich dort störten, habe ich nach einem Jahr gekündigt. Und siehe da, er wollte, dass ich bleibe, und hat mir sogar eine Gehaltserhöhung angeboten. Ich habe die Freigheit gewählt und arbeite jetzt selbständig. Nicht unbedingt weniger, dafür aber mit Abstand entspannter und glücklicher.

Die, die nach mir kam, ist so blöd und gestaltet von zu Hause aus in ihrem Urlaub komplette Kataloge fertig, wenn sie es vorher nicht geschaftt hat. Die Anderen sind stinksauer, weil sie jetzt das neue, leuchtende Beispiel ist. Ich bin der Meinung, wenn man qualitative Arbeit nicht während der bezahlten Arbeistzeit schafft, muß der Chef auch mal merken, dass es nicht geht und vielleicht noch jemanden einstellen. Es ist doch absurd. Vor Jahrzenten haben die Arbeitnehmer sich Rechte erkämpft, die sich viele nun kampflos einfach so wieder wegnehmen lassen.

Andere Geschichte: Eine Freundin hat als Freie in einer Agentur angefangen, wo es auch selbstverständlich war, zwei Überstunden täglich umsonst zu machen. Die Anderen haben anfangs behauptet, sie wären so vertieft, dass sie gar nicht merken würden, dass es 18.00h ist und deshalb um 20.00h erst gehen. Als sie vereinbarungsgemäß um 18.00 Schluß machte, guckten alle blöd. Jetzt machen es die anderen auch so, wenn dadurch nicht gerade etwas Wichtiges anbrennt.

Also, ich kann mich nur anschließen, seid mutig und laßt euch nicht ausnutzen!
Man kann nicht ewig auf 200 % fahren und dabei noch gute Arbeit leisten. Auch nicht für das berühmte Bierchen am Abend oder eine Ladung Sushitaxi. (Entspräche einer Entlohung von 20 – 25 € für eine Nachtschicht. Fragt mal einen Fließbandarbeiter, ob er dafür sein Bett verlassen würde! )

Je weniger Leute diese Ausbeutung mitmachen, desto besser für alle. Wir haben leider keine Gewerkschaft, deshalb ist jeder Einzelne wichtig und prägt mit seinem Verhalten die Grundlage für unsere Jobs.

Viele Grüße!
Bojana

| Antwort auf Kurreck, Ralf
Sabine Ahrens

Ahrens, Sabine

#6

ja, lach nur. aber die realtität sieht tatsächlich häufig so aus. fragt sich, wie effektiv der einzelne überhaupt ncoh ist, wenn man täglich mindestens 12 stunden vor dem monitor hockt. es gibt leider genügend vollidioten (ja genau, das seid ihr), die sich dem beugen und das mitmachen. ich habe jedesmal sofort gekündigt oder bin rausgeschmissen worden. jetzt bin ich selbständig, arbeite etwa 40 bis 50 stunden die woche und habe mal eben meinen verdienst verdoppelt. ich habe glück gehabt, wirklich glück. sonst hätte ich einen anderen beruf gewählt.
das problem sind die ganzen ididoten, die sich jahrelang ausbeuten lassen und sich somit einen sinn im leben verschaffen, da sie ja sooooooooo wichitg sind, dass sie immer bis mitternacht da sitzen müssen. meine botschaft: sucht euch ein leben, sucht euch freunde und einen sinn. und geht um 18 uhr nach hause! prost.

Claudia Konerding

Konerding, Claudia

#7

) 😀 😀

ein sehr schöner beitrag! glückwunsch!

| Antwort auf Ahrens, Sabine

#8

Hallo zusammen,
ok, ich habe keine Erfahrung in den Bereich Agenturen und bin auch kein studierter Grafikdesigner. Aber ich habe als einer der doofen Mediengestalter in einer kleinen Druckerei gearbeitet. Dort waren Überstunden auch üblich. Aber zu der Meinung, dass andere sich ausbeuten lassen, weil sie soooo wichtig sind: Ich sehe das ein wenig anders. Vielmehr ist es doch so, dass der Arbeitgeber heutzutage die Wahl hat. Es gibt immer Menschen, die für jeden Lohn arbeiten wollen und teilweise auch vom Arbeitsamt dazu gezwungen werden (weil nach dreimaliger Ablehnung eben die Sperrung der Bezüge droht). Auch wenn der Arbeitnehmer von dem Lohn nicht leben kann und somit wieder zum Amt rennt, damit er wenigstens das nötigste hat.
Meine Erfahrung in Bereich Bildbearbeitung hat mir gezeigt, dass der Kunde bereit ist, pro Bild für eine Retusche bis zu 30 Cent zu zahlen. Termin ist dann aber auch sehr eng und somit sind Nachtstunden angesagt. Doch davon kann man auch nicht leben.
Solange sich die Chefs der Firmen ein sattes Gehalt zahlen und den Arbeitnehmer weiter ausbluten lassen können, wird sich daran nicht viel ändern. Außer man zieht die Konsequenzen und nimmt nur eine Stelle an, die vernünftig bezahlt wird und bei denen man für Überstunden, die man leistet, nicht das entsprechende Entgegenkommen erhält, sei es als Freizeit, Geld oder sonstiges.

Grüße an alle aus Berlin

Thomas

| Antwort auf Konerding, Claudia

#9

Hallo zusammen,
ok, ich habe keine Erfahrung in den Bereich Agenturen und bin
auch kein studierter Grafikdesigner. Aber ich habe als einer
der doofen Mediengestalter in einer kleinen Druckerei gearbeitet.
Dort waren Überstunden auch üblich. Aber zu der Meinung, dass
andere sich ausbeuten lassen, weil sie soooo wichtig sind: Ich
sehe das ein wenig anders. Vielmehr ist es doch so, dass der
Arbeitgeber heutzutage die Wahl hat. Es gibt immer Menschen,
die für jeden Lohn arbeiten wollen und teilweise auch vom Arbeitsamt
dazu gezwungen werden (weil nach dreimaliger Ablehnung eben die
Sperrung der Bezüge droht). Auch wenn der Arbeitnehmer von dem
Lohn nicht leben kann und somit wieder zum Amt rennt, damit er
wenigstens das nötigste hat.
Meine Erfahrung in Bereich Bildbearbeitung hat mir gezeigt, dass
der Kunde bereit ist, pro Bild für eine Retusche bis zu 30 Cent
zu zahlen. Termin ist dann aber auch sehr eng und somit sind
Nachtstunden angesagt. Doch davon kann man auch nicht leben.

Solange sich die Chefs der Firmen ein sattes Gehalt zahlen und
den Arbeitnehmer weiter ausbluten lassen können, wird sich daran
nicht viel ändern. Außer man zieht die Konsequenzen und nimmt
nur eine Stelle an, die vernünftig bezahlt wird und bei denen
man für Überstunden, die man leistet, nicht das entsprechende
Entgegenkommen erhält, sei es als Freizeit, Geld oder sonstiges.

Grüße an alle aus Berlin

Thomas

@ Voredner

puh. das ist ne Meinung mit der ich defintiv Nicht mehr umgehen kann und als Berater das auch nicht mehr hören kann.

verweise auf damit
www.business-und-marketing.de/…/akquise-warum-ist-verkauf…

Punkt 1

Junge so wird das langfristig nix ausser als Parteimitglied. bei na du weist schon Partei...
Grüsse

#10

@blogger:
Interessante Site. Aber darf ich Dich auf Punkt 5 der angegebenen Site hinweisen?
Ich zitiere:“ Das Unternehmen denkt nur in Umsatzzahlen
Die direkte Problemlinie zum Verkäufer ist hausgemacht. Der Unternehmer denkt vorrangig nur an Rendite, an einen höheren Umsatz. Kurzfristig und ohne über den Kunden nachzudenken übt er Druck aus. Druck auf seinen Vertrieb. Deshalb ist verkaufen so schwer.“

Es geht bei meiner Meinung nicht darum, dass man nicht bereit ist Service zu bieten.
Aber er muß auch bezahlt werden, oder wovon ernährst Du Dich als Berater?
Es kann doch nicht sein, dass qualitativ hochwertige Arbeit zu Löhnen geleistet wird, die es den Mitarbeitern in den Firma kaum ermöglichen vernünftige eine Familie zu ernähren.
Es sieht immer anders aus, wenn man alleine ist und nur für sich eine Verantwortung trägt.
Wenn man aber mit seinen Kindern über den Weihnachtsmarkt geht und ihnen trotz Arbeit ihre Wünsche nicht erfüllen kann, dann ist es weit mit Deutschland gekommen.

Wie gesagt, es ist nur meine Meinung und ich gehöre keiner Partei an und werde auch keiner Partei angehören.

Grüße

Thomas

#11

@Thomas

ich finde Punkt 5 ja und bestimmten Gesichtspunkten auch falsch. Dann wenn es negativen, blockierenden Druck ausübt.

und ja ich finde auch das gute Leistung oft du schlecht bezahlt wird. Die andere Setie ist, dass aber auch von anderer Seite immer mehr kassiert wird.

Aber ich finde die Art und Weise wie es oftmals eingefordert wird der völlig falsche Weg...

nun gut schönen Abend dir

www.business-und-marketing.de

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