Aufstand der Gestalter

11 Beiträge:
JK Grafik-Design

JK Grafik-Design

#1

ich schau jetzt schon seit Jahren zu wie der „ich unterbiete meinen Kollegen“ Wettbewerb allmählich auch unsere Berufsgruppe in den Ruin treibt. Je Devoter desto geiler der Designer? Der Auftraggeber reibt sich (noch) belustigt die Hände, während neben mir einer nach dem anderen wegstirbt und selbst mir langsam das Wasser bis zum hals steht.
Können wir Gestalter in Deutschland nicht solidarisch sein?
Mir ist da zum Beispiel der „Streik der US-Drehbuchautoren“ in Erinnerung.
Zum nachlesen: www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/723639
(ausgerechnet Amerikaner ‘ 😉
Meine Frage:
Welche Möglichkeiten seht Ihr?
Was denkt Ihr?
Ist Euch das Hemd näher als die Hose?
Oder ist Euch alles sch. egal?

Ich würde gern etwas Revolution machen!
Nette Grüße
jo

Atelier Arnold

Atelier Arnold

#2

hallo jokojob!

warum soll es euch gestaltern anders ergehen, als uns fotografen?
du hast zwar eine hehres ziel, aber leider gibt es immer eine foto- oder grafik-nutte (sorry, aber ist halt so) die es noch billiger macht.
ganz toll ist hier „my-hammer“ – dieses seite gehört echt verboten!

sollte dir aber die zündende idee kommen, lass es mich wissen – bin ich gleich dabei.

gruß
ralf

| Antwort auf JK Grafik-Design
JK Grafik-Design

JK Grafik-Design

#3

Hallo Ralf,
vielen Dank für deine Antwort!
Natürlich gehören für mich auch Fotografen zu den Gestaltern!
Das Problem ist auch nicht unbedingt Berufsbezogen und schon gar nicht neu.
(es könnte auch um Frisöre oder Köche gehen).

Ich habe am Anfang mein Anliegen echt blöd formuliert.
Worum es in dem Thread Nicht geht:
um dumping-Kalkulation
um gute-, schlechte-, und böse Kunden
um Wirtschaftskrise
um fähige- oder unfähigen Gestalter
um die Be- oder Verurteilung von natürlicher Auslese
um Film- und Literaturtips (die keiner so schnell zur Hand hat)

Die Frage ist warum Gestalter glauben nur als Einzelperson durchkommen zu müssen?
(gilt lustiger Weise auch für Frisöre).
Und ob es da draussen kreative Ideen gibt

  • wie man aus dem einzelnen eine Masse macht.

Gruß
jo

| Antwort auf Atelier Arnold
Liquid-Artwork – Grafikdesign & Webdesign

Liquid-Artwork

#4

Hallo,

Preiskampf gibt es in jeder Branche. Was im kreativen Sektor fehlt sind sehr oft Richtwerte! Oft genug liest man gerade hier im Forum über Personen vom kreativen Fach, die sich fragend Äußern was sie für eine Arbeit XY verlangen können? Kaum einer will seine Preise dann offenbaren, oder es herrscht Ratlosigkeit. Da hat es ja selbst die gebeutelte Autobranche besser. Da weiß jeder genau, was ein Kleinwagen kostet und wann er teuer und wann er günstig ist.
Was kostet der Entwurf und Satz einer Broschüre mit 24 Seiten? Jeder der sich auskennt weiß, dass die Preisspanne hier von 500 bis 10000 Euro liegen kann, es kommt eben auf viele Kriterien an. Und selbst über diese Angabe kann man locker diskutieren. Jeder prallt, dass er nicht unter 75 Euro pro Stunde anfängt zu arbeiten. Keiner will darüber reden das selbst er mal Jobs für 20 Euro pro Stunde angenommen hat oder noch annimmt. Kunden haben oder nicht haben ist da nicht selten die Wahl.

Die Preise sind dabei nicht zwingend kaputt, sie sind nur sehr oft falsch kalkuliert oder entsprechen dem Kundenprofil nicht. Wer sich über die kaputten Preise ärgert, der hat entweder die falschen Kunden für die eigenen Preise oder kalkuliert falsch für die eigene Arbeit. Wenn sich jeder an korrekten Richtwerten orientiert und zumindest mit Nachdruck gegenüber den Kunden diese Preise verteidigt, wird man sehr schnell bemerken, dass die Preise gar nicht so kaputt sind.

Was die Fotografie angeht, dies ist in meinen Augen ein Sonderfall. Diese Branche ist wie vor Jahren die Druckbranche oder die Reproanstalten stark im Umbruch. Hier ändert sich durch die Technik (Digitale Fotografie, Internet) momentan soviel, das man sich zwingend neuen Betätigungsfeldern öffnen muss, sonst kommt man unter die Räder. Denn den klassischen Fotograf, den gibt es doch schon gar nicht mehr, oder er ist Lebenskünstler (Überlebenskünstler).

liquid-artwork

| Antwort auf JK Grafik-Design
Atelier Arnold

Atelier Arnold

#5

Hallo liquid-artwork,

im grossen und ganzen gebe ich dir recht, bis auf das thema fotografen (da muss ich ja als fotograf auch wiedersprechen 😉:

tatsache ist und bleibt, dass ein gutes foto zuerst im kopf und dann mittels lichtführung, perspektivwahl, usw. entsteht.
es ist dabei völlig nebensächlich ob in meiner kamera ein film, ein chip oder z.b. eine Scheibe Salami (so diese fotografische aufzeichnung ermöglicht – wer weiss?) drinnen ist!
Mittlerweile haben dass auch wieder viele Kunden erkannt (gottseidank!).
Denn der Praktikant mit der 100 Euro digiknipse macht schon auch irgendwie ein Foto und der IT-mensch dreht und kurbelt dann am photoshop auch noch dran rum, aber diese ergebnisse sind ja hinlänglich bekannt.

Genausowenig bringt es schliesslich etwas, dem brezelbäcker um die ecke die komplette creativeSuite zu verticken, damit er seine werbung selber macht. er kann sicher gute brezeln aber mehr auch nicht.

Nur bei den fotografen meint mittlerweile jeder er sei berufen; bloss weil das bild schneller verfügbar ist, ist es nicht automatisch gut!

so – und nun schöne feiertage!

Atelier Arnold

| Antwort auf Liquid-Artwork

#6

hi zusammen,
ich hab das hier grade mehr durch zufall überflogen.
jungs und mädels ihr solltet mal nach dessau kommen und ihr würdet euch unweigerlich mit der frage des lachens oder heulens auseinander setzen müssen.

1. hier machen die werbemittel in der regel die tippsen von chef via word!
2. wenn doch mal ein gestalter gerufen wird ist er das werkzeug der umsetzung und nicht der facharbeiter für gestaltung.
3. jeder hat auch nen pc zuhause und kann das auch.
4 urheberrechte. „naja sie knippsen meine erzeugnisse also ists mein urheberrecht auch bei mir bei bild oder kataloggestaltung und überhaupt wer sind sie und wie kann ich ihnen helfen...?“

wenn 1-4 nicht eintritt kommt die notlösung „student“
in der regel leute aus dem bereich informatik, architektur oder elektrotechnik.
ja die gehen hier auch zum zahnarzt wenn ihnen die füsse wehtun!

im zweifelsfall hat herr a. kinder mit frau b. und a. ist der verantwortliche typ im amt und will seine kinder sehen, deswegen muss er, allen ausschreibungen zum trotz, herrn c den auftrag geben damit frau b., herrn a. die kinder gibt denn herr c. is der neue stecher von frau b. – sooooviel dazu mal.

nen lösungsansatz hab ich auch nicht ausser evtl ne gesetzesänderung wie es zum teil im handwerk ist, wo der elektriker zum beispiel im miethäusern bestellt werden muss um sicher zu gehen das es fachgerecht gemacht wird. ok nun kennen wir alle diese ehemals arbeitslosen mit heim-pc die grafik machen, die möchtegerns mit digicam und wir wissen auch alle das ein gewerbeschein 15 euronen kostet...so bleibt nur zu hoffen das sich eines tages die sprichwörtliche spreu vom weizen trennt!
falls aber mal einer vorzeitig zum aufstand ruft...hier bitte bescheid sagen ich steh dann auch mal auf...
und falls es jemanden hilft...irgendwer sagte mal „der kunde nimmt immer den schlechtesten entwurf“...bleibt im umkehrschluss zu sagen. „die ohne auftrag sind die besten...“ – euch allen ein frohe fest!

| Antwort auf JK Grafik-Design
JK Grafik-Design

JK Grafik-Design

#7

hallo stsa, hallo Rest der Welt!
Also ich hab wenig zeit versuch es aber noch mal kurz.
Es ging mir nicht um den Frust, den ein Beruf so mit sich bringt.
Ich möchte das sich Gestalter organisieren – Nicht Gewerkschaftlich o.ä.
weil das wiederum im Politiksumpf versinkt.

  • > Mein Vorschlag (klingt zunächst banal oder naiv):

„wie man aus dem einzelnen eine Masse macht?“
Das Problem ist, dass wir uns als Einzelkämpfer empfinden.
In den vergangenen Jahren konnte man viele erfolgreiche „aufstände“ beobachten
und ein Teil des Erfolgs war, dass sich die Masse kenntlich gemacht hatte!
Also „Orangene Revolution“, „Sitzblockade“ in Thailand (ging auch über farbige Kleidung), Oppositionsbewegung in Russland trägt derzeit gelbe Schleife...
Also könnte ein Anfang sein sich über ein „Erkennungszeichen“ zu verständigen
(Ansteknadel, Sticker o.ä.) und wenn sich dann eine erkennbare Masse formiert hat kann man über Aktion nachdenken!
Diskutiert das doch mal im Kollegenkreis – vielleicht kommt dabei eine bessere Idee raus
(wir sind doch kreative...)
Frohes Fest und happy new fear!
jo

#8

servus miteinander...
die idee mit den „erkennungszeichen“ klingt zwar in der tat im ersten moment etwas „naiv“ ABER du du recht hast hast du recht.
ich meine.
nicht das wir schon genug teure berufsverbände hätten...die können auch mal was für die kohle tun die sie uns abnehmen!
man sollte das in der tat an der stelle mal vorschlagen...

ob das dann wirklich was bringt wage ich in der tat fast zu bezweifeln solange der nachbar auch nen PC hat!

fackt ist:
kein arzt darf ohne zulassung arbeiten.
jede kneipe hat ne konzession.
und selbst die bauern unterliegen sehr strengen kontrollen.

nur der gestalter an sich, steht mal wieder dumm da!
ich denke mal ein erster schritt mit „erkennungszeichen“ ist durchaus nützlich...
aber was dann...und ich spreche mal als kunde...ich hab auch nen kumpel der fussböden verlegen kann warum soll ich dann zu irgend ner firma gehen?

das hauptproblem an der sache ist einfach das sich auf gesetzesebene was verändern muss.

und ja es gibt echt kunden die die auftragsgespräche sofort beenden wenn du zur fairen berechnung der kosten erstmal den „tarifvertrag für designleistungen“ auspackst.

ähnliche gefahren sehe ich bei offenen zeichen die darauf schließen lassen das man irgendwie, auch nur ansatzweise, organisiert ist.

| Antwort auf JK Grafik-Design
Henriette Luise Rammelt

Rammelt, Henriette Luise

#9

Hallo zusammen.

Ich bin von stsa auf den thread aufmerksam gemacht wurden- und lass mal nu auch meinen senf dazu ab 😀

ich denke, die sache mit dem aufstand ist so eine sache. Ich selbst bin zu studizeiten böse angekuckt wurden, weil ich für günstiger gearbeitet habe als meine kommos. Nur war meine arbeit im vergleich zu heute und den anderen muss ich heute sagen wesentlich schlechter. Nur- weil ich kaum Kostenhatte khatte so gar keine ahnung davon, was man so zum leben braucht- und dachte, wunder was ich da verdien. Heute versteh ich nat. warum es damals knatsch gab- aber man/ich war einfach zu naiv und. jung.

Das zweite thema, denke was dazu grhört ist- gerade hier in dessau- dass die wenigstens wirlich begriefen, wozu man (gute) werbung/gestaltung überhaupt braucht. Und es erschließt sich dem „normalkunden“ – also z.b. kleinunternehmer – aber zu meinem erschrekcen auch größere unternehmen ohne direkte konkurenz – überhaupt nicht, was da jetzt an nem bild oder nem plakat so wertvoll sein soll. Und man redet da einfach gegen die mauer. für die is es dat gleiche, ob ein profi die gestaltung macht und dafür nat. geld haben will, oder ob das der kumpel macht. steht doch druff, wat druff soll. Infogehalt vorhanden. reicht.

ich denke da liegt der hund begraben: solange die kunden nkein bewußtsein dafür haben, wofür wir hier überhaupt geld haben wollen, wird sich da gar nichts ändern.

Mein gedanken/vorschlag wäre also: eine art aufklärungskampagne (oder so) dass wirklich mal klar wird, wofür es uns geibt. und was da überhaupt machen. gern auch zusammen mit den ganzen verbänden und agenturen und was es alles gibt. Ich lgaube, die einzige Chance, da irgendwas zu ändern ist, unseren Berufsstand an sich mal auch als solchen zu vertreten. Solange wir für die da draußen nur modeschnörkle-püppchen mit denglish-pseudo-bezeichnung ohne erklärung sind kommt keiner auf die idee, dass profiwerbung genauso wichtig vom profi zu machen wie zahnbehandlungen beim fachmann.
Ich denke, dann wird sich das Problem mit dem Dzmping und den Möchtegern-PC-Cousins vom Stiefvater der Tate vom Chef ganz allein erledigen.
Ganz ehrlich: hätten sich damals die trottel nicht mit was halbseiden-unausgereiften zufireden gegeben, hätte mein lustiges „ich spiele mal fertig für wenig geld“ nicht rentiert- und ich hätte eher überlegt mal die nase in die bücher zu stecken- und nicht erst, als ich fertig war und aus allen wolken gefallen bin, was is, wenn mami nicht die krankenkasse bezahlt:
Kurz lol Aufklärung statt Aufstand“

Liebe grüße
Dat Jette

Henriette Luise Rammelt

Rammelt, Henriette Luise

#10

bitte entschuldigt die grandios schlechte rechtschreibung eben... sorry
wo gibts hier den edit-butten?

| Antwort auf Rammelt, Henriette Luise
Martine Paulauskas

Paulauskas, Martine

#11

Wer sich über die kaputten Preise ärgert, der hat entweder die
falschen Kunden für die eigenen Preise oder kalkuliert falsch
für die eigene Arbeit.

Hallo,

ich bin zwar „nur“ Texterin, aber es geht mir nicht anders als Euch Designern und Fotografen. Ich frage mich eher oft, ob die richtigen Kunden überhaupt existieren oder nur Wunschtraum sind. Kalkuliert man so, dass die Preise auch nur einigermaßen realistisch sind, ist der potentielle Kunde weg, bevor er gekommen ist.
Gruß
Martine

| Antwort auf Liquid-Artwork
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