„Symbol für das Überleben“: Unicef-Foto des Jahres 2006

Der dänische Fotograf Jan Grarup ist Sieger des internationalen Wettbewerbs „Unicef-Foto des Jahres“. Sein Foto zeigt die fünfjährige Rahila, die nach dem verheerenden Erdbeben in Pakistan im Oktober 2005 medizinisch versorgt wurde.

„Das Unicef-Foto des Jahres 2006 ist ein Symbol für das Überleben. Das Lächeln dieses Mädchens ist ein Dankeschön an alle, die den Opfern der Naturkatastrophen in den vergangenen Jahren geholfen haben. Es sollte uns Ansporn sein, Kinder in Not auch dann nicht zu vergessen, wenn das Medieninteresse nachlässt“, sagte Unicef-Schirmherrin Eva Luise Köhler bei der Preisverleihung in Berlin. Nach Einschätzung von Unicef hat der internationale Hilfseinsatz im vergangenen Winter in Pakistan ein Massensterben verhindert. Doch viele Familien müssen auch den kommenden Winter noch in Zelten oder notdürftig reparierten Unterkünften überstehen.

Für den weltweit ausgeschriebenen Wettbewerb reichten 111 Fotografen aus 28 Ländern insgesamt 1.034 Bilder ein. Die Jury unter dem Vorsitz von Klaus Honnef, Professor für Theorie der Fotografie, bestimmte in diesem Jahr einen ersten, zweiten und dritten Preis sowie neun lobende Erwähnungen. Unicef prämiert mit der Auszeichnung zum siebten Mal Fotos von hohem künstlerischem und fotojournalistischem Niveau, die die Lebensumstände von Kindern illustrieren.

Das Siegerfoto

Das Unicef-Foto des Jahres 2006 „Das Erdbeben in Kaschmir“ hat Jan Grarup rund drei Wochen nach dem Beben in Muzzafarabad, der Provinzhauptstadt des pakistanischen Teils von Kaschmir, aufgenommen. Die fünfjährige Rahila war eines von vielen schwer verletzten Mädchen und Jungen in der Kinderabteilung des dortigen Krankenhauses. Die Ärzte hatten ihr einen Streckverband um die mehrfach gebrochenen Beine gelegt. Um sie medizinisch versorgen zu können, hatte man sie mit dem Hubschrauber aus ihrem Heimatdorf evakuiert. Eine halbe Stunde dauerte der Flug, der Rahila rettete. „Ihr Lächeln inmitten von Trauer und Verzweiflung hat mich tief beeindruckt. Das kleine Mädchen zeigt, welche Kraft in Kindern steckt“, sagte Grarup, der die Unicef-Auszeichnung bereits zum zweiten Mal erhält.

Die weiteren Auszeichnungen

Zweiter Preisträger ist Shehzad Noorani. „Kinder des schwarzen Staubs“ nennt der in den USA lebende Fotograf seine Reportage über Kinder im Slum von Dhaka, Bangladesch. Die Bedingungen, unter denen diese Kinder arbeiten müssen, gehören zu den schlimmsten der Welt. Mit einem einfachen Hammer zerlegen sie gebrauchte Trockenbatterien. Dabei entweicht giftiger schwarzer Staub, den sie täglich einatmen. Die prämierte Aufnahme zeigt die achtjährige Hajira während einer Arbeitspause in der Tür des Recycling-Workshops. Auf dem Arm hat sie ihre dreijährige Schwester Mumtaz. Hajira säubert täglich 1.000 bis 3.000 Kohlestäbchen, die sie aus den alten Batterien herauspult. Dafür bekommt sie weniger als zehn Cent pro Tag.

Der dritte Preis geht an die polnische Fotografin Hanna Polak. Sie fotografierte „Die Straßenkinder von Moskau“, die im Untergrund der Stadt leben – zwischen Kanalisations- und Fernwärmerohren. Es ist ihr einziger Zufluchtsort vor dem harten russischen Winter. Aus allen Teilen der ehemaligen Sowjetunion kommen Mädchen und Jungen, die aus Heimen oder aus ihrem Elternhaus ausgerissen sind, nach Moskau. Jedes Jahr fliehen 30.000 Kinder in Russland auf die Straße, weil in ihren Familien Gewalt und Alkoholismus den Alltag bestimmen. Meist schlagen sie sich mit Betteln, Prostitution und kleineren Diebstählen durch. Viele von ihnen sind drogenabhängig und krank. Die AIDS-Gefahr ist groß. Bei einer Untersuchung in einer Moskauer Anlaufstelle war jedes zehnte Straßenkind HIV-positiv.

Der Wettbewerb „Unicef-Foto des Jahres“

Unicef zeichnet Fotos und Fotoreportagen aus, die die Persönlichkeit und die Situation von Kindern weltweit auf herausragende Weise dokumentieren. Die Empfehlung durch einen renommierten Fotoexperten ist Voraussetzung für die Teilnahme an dem Wettbewerb. Für das Siegerfoto gibt es als Anerkennung einen Fotoreportage-Auftrag für GEO sowie hochwertige Kameraobjektive, gestiftet von der Firma Isarfoto Bothe. Über die Preisvergabe entscheiden die Fotoexperten Klaus Honnef, Professor für Theorie der Fotografie, als Vorsitzender der Jury, Ruth Eichhorn, Leiterin der Bildredaktion von GEO, Lutz Fischmann, Geschäftsführer der Fotoagentur Freelens e.V., Hamburg, Sue Harnett, Vorstandsvorsitzende Citibank Deutschland, Bernd von Jutrczenka, Leiter dpa-Bild, Christian Pohlert, Leiter der Bildredaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Reinhard Schlagintweit, Vorstand Unicef Deutschland.

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