Wer digital fotografiert, macht viel mehr Aufnahmen, als zuvor mit einem traditionellem Film in der Kamera. Über fünf Milliarden Papierbilder seien 2005 in Deutschland bestellt beziehungsweise am heimischen Computer ausgedruckt worden, berichtet die „Badische Zeitung“. Berücksichtigt man das Megaereignis Fußball-WM 2006, könnten es in diesem Jahr noch einmal mehr werden.
Filmabsatz geht zurück
Mit Sicherheit ist der Abstand zwischen digitaler und analoger Fotografie noch einmal größer geworden. Dazu tragen auch ungezählte Foto-Handys bei. Während der Markt für digitale Fotografie wächst, geht beispielsweise der Absatz von Filmen zurück. So teilte der Fotoindustrieverband mit, dass der Filmeverkauf 2005 um rund 30 Prozent gesunken sei. „Das Umsatzvolumen mit Amateurfotoprodukten lag im Jahr 2005 bei 6,1 Mrd. Euro und damit sechs Prozent höher als im Jahr zuvor“, berichtete die Zeitschrift „Handelsjournal“. Der Absatz von Speicherkarten für Digitalkameras sei dagegen um 50 Prozent gestiegen. Die meisten Fotos werden allerdings auf der Festplatte abgelegt und schlummern dort – nur von einem Bruchteil werden Papierabzüge gemacht.
Zuwächse bei Heim- und Kiosk-Ausdrucken
„Gegenwärtig drucken Amateure – gerechnet pro Haushalt – jährlich nur fünf ihrer elektronisch fotografierten Bilder selbst per Rechner aus. Wer Abzüge von seinen digitalen Bildern will, ordert zwischen 60 und 80 Bildern, je nachdem, ob er per Internet bestellt oder am Bestellterminal der Fotohändler“, so die Badische Zeitung. In Deutschland gebe es derzeit 11.500 Fototerminals mit elektronischer Bildbestellung und rund 1.650 so genannte „Minilabs“, voll ausgestattete Fotolabore, die sofort Papierabzüge erstellen können. Von den insgesamt 5,25 Milliarden Abzügen im vergangenen Jahr entfielen 4,575 Milliarden auf Großlabore, die Minilabs und Kiosksysteme, auf dem heimischen Drucker wurden rund 475 Mio. Abzüge gedruckt. „Die Digitalfotografie hat den Foto-Fachhandel revolutioniert: Kein Wunder – jeder Amateurfotograf kann zuhause mit dem Fotodrucker sein eigenes Minilabor betreiben, PC und Beamer ersetzen den Diaprojektor und inzwischen machen auch Mobiltelefone gute Bilder“, sagt Willy Fischel, Geschäftsführer des Bundesverbandes Technik des Einzelhandels. Die Zuwachsraten bei Heim- und Kiosk-Ausdrucken in Geschäften zeigten, dass neben der elektronischen Bildbearbeitung auch Abzüge wieder an Bedeutung gewinnen. So erwartet der Bundesverband Technik des Einzelhandels über alle Sortimente in 2006 bei Fotoamateur- und EBV-Produkten einen stabilen Inlandsmarkt von insgesamt sechs Milliarden Euro.
Möglichkeiten oft unbekannt
„Von den neuen Vermarktungschancen der Digitalfotografie profitieren derzeit vor allem größere und profilierte Foto-Händler mit breitem Warensortiment beziehungsweise qualifiziertem Dienstleistungsangebot vom Fotostudio bis zum Minilab. Nichts braucht der Verbraucher im digitalen Dschungel mehr als Orientierung“, so der Verband. Über 40 Prozent aller Digitalkamera-Besitzer wüssten jedoch nicht, so Fischel, „wie einfach sie schon heute ihre Urlaubsbilder per Bestelltüte oder Terminal in einem Ladengeschäft in Auftrag geben können.“
Minilabs gibt es mittlerweile in fast jedem Fotoladen. Und der Abzug aus dem Minilab sei in der Regel billiger als ein Ausdruck auf dem heimischen PC, sagt Hans Magon, Geschäftsführer der a & o imaging solutions GmbH, im Vorfeld der Fachmesse Photokina, die vom 26. September bis 1. Oktober in Köln stattfindet. „Allerdings wissen viele Kunden überhaupt nicht, wie schnell man an die Bilder kommt.“ Die Minilabs könnten je nach Ausstattung über 1.500 Abzüge in der Stunde produzieren, erläutert Magon. „Der breiten Masse der Hobbyfotografen ist nicht bekannt, das man auf einem Minilab digitale Fotos und analoge Filme in kürzester Zeit entwickeln kann.“ Außerdem sei es möglich, am Minilab auch mit Negativen entwickelter Filme Abzüge zu erstellen. Sogar Schnappschüsse auf der Handy-Kamera könne man über Bluetooth zum Minilab übertragen, bearbeiten und wenige Minuten später als Abzug mitnehmen.