Eru’s Colonization
Tobias Frank

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Diese Illustrationeserie ist das Resultat eines Seminars im Wintersemester 17/18.
Sie zeigt die Kolonialisierung des fiktiven Planeten Webb-372995 (AB), auch genannt Eru, in naher Zukunft.
Die Mitglieder dieser kleinen Crew, welche ihr Leben der Entdeckung und Erschließung dieses erdgroßen Felsplaneten widmen, entwickeln nach und nach ihre eigenen Strategien, mit dieser neuen Welt umzugehen, zu überleben und von vom Reißbrett an eine Gesellschaft aufzubauen.
Die Illustrationen sollen Momentaufnahmen aus dem Alltag der Crew darstellen.

Die Geschichte:
Es dauerte eine Weile bis genug produziert war.

6 Jahre, 2 Monate, 14 Tage und 35 Minuten, um genau zu sein.
Die Synthetisierung von exotischer Materie erwies sich als eine langwierige Angelegenheit und zudem hatte man nie zuvor so viel davon auf einmal hergestellt. Die Reaktoren vorhergehender Generationen konnten den Druck nicht lang genug halten, überhitzten zu schnell, wurden
instabil. Mit den Materiebrennkammern verhielt es sich wie mit der
Glühbirne, der Telekommunikation und dem Computer. Anfangs teuer, ineffektiv und unausgereift. Nach und nach verbaute man langlebigere Komponenten und vergrößerte die Differenz zwischen eingespeister und erzeugter Energie.
Warum aber? Wieso Abermilliarden an Forschungsgeldern investieren und Produktionsanlagen von biblischen Abmessungen bauen, mit noch viel größeren Evakuierungsbereichen drum herum? Wieso Jahrzehte lange
Arbeit, Land und Leben opfern? Die Antwort war Überleben. Nicht als
Individuum sondern als Spezies.

Die Erde wurde Mars. Ein öder, trockener, toter Fels in der Brandung des Sonnenwindes. Das Magnetfeld der Erde erlosch ganz langsam.
Die Atmosphäre hatte tiefe Wunden. Landwirtschaft, wie man sie Jahrtausende lang betrieb, wurde unmöglich. Und das Trinkwasser wurde
zum buchstäblichen Tropfen auf dem heißen Stein. Zu viele Menschen
auf zu engem Platz. Es waren vielleicht noch 100 Jahre bis der letze auf der Erde sterben würde.

Ende der 2040er Jahre hatte man die Eine-Million-Marke geknackt.
1 Million Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Zuerst waren es nur blinde Flecke. Eine Abnahme der Helligkeit des Sterns, wenn
einer seiner Planeten vor ihm vorüberzieht. Genau genommen also das,
was man nicht sah. Wenig später konnte man Größe und Beschaffenheit
bestimmen. Dann die Bewohnbarkeit. Spektralanalysen der Atmosphäre
erlaubten einen Schluss auf die Zusammensetzung der Luft. Enthält sie Stickstoff? Wasserdampf? Sauerstoff? Ozon? War sie atembar? Wenn ja, für was oder wen? Man ordnete die Planeten unter Berücksichtigung
aller Faktoren nach ihrer Bewohnbarkeit und es war selten – aber es kam vor –, dass die Top-100 durch einen neuen Fund überarbeitet werden mussten.

Das mit Abstand vielsprechendste System war Webb-372995 AB, auch
genannt Eru. Es war ein Doppelsternsystem, lag von der Erde aus gesehen im Sternbild Kassiopeia und beherbergte mindestens 7 Planeten,
von denen 5 Gesteinsplaneten waren und 2 in der habitablen Zone lagen. Einer hatte eine atembare Atmosphäre. Er befand sich knapp 4200
Lichtjahre entfernt.

Und genau da lag das Problem. Das Licht, das in einer einzigen Se-
kunde siebeneinhalb mal um die Erde reist, braucht also 4200 Jahre
um von uns zu diesem Ort im All zu gelangen. Nur war man weit davon
entfernt, auch nur annähernd so schnell zu sein wie das Licht.
Hätte man im Jahr von Erus Entdeckung mit den damaligen Antriebsmethoden – sprich chemischen Treibstoffen – versucht, dorthin zu gelangen, hätte der Flug fast 15 Millionen Jahre gedauert.

Für interstellare Reisen musste man fundamental anders denken.
Schneller von A nach B konnte man nicht, die Distanz war zu groß.
Diese galt es, zu verkleinern. Oder anders gesagt, man musste den
Raum zwischen Ankunft und Ziel irgendwie verbiegen. Aber nicht
alles davon. Nur den Teil des Raumes, der unmittelbar vor dem Bug
des Schiffes lag. Als würde man auf einer Raumzeitwelle surfen.
Die Theorie dahinter entstand schon Ende des zwanzigsten Jahrhunderts.
Leider gingen die Gleichungen nur auf, wenn man eine hypothetische Komponente voraussetze. Etwas, was bis dato noch nie beobachtet,
gemessen, oder auch nur in irgendeiner Weise nachgewiesen wurde.
Materie mit negativer Energiedichte. Die sogenannte exotische Materie.

50 Jahre später konnte man sie nicht nur nachweisen, man konnte sie sogar herstellen. Mit immensem Aufwand. Als man begann, die letzten Tropfen Energie aus der müden Erde zu pressen, galten sie ausschließlich diesem Projekt. Das Schiff wurde im Orbit zusammengebaut. Man
arbeitete international zusammen. Geld, Politik und Nationen hatten keine Bedeutung. Zum ersten Mal.

Die Kanonenkugel hatte man. Jetzt brauchte man noch Münchhausen.

Man suchte nicht weniger als die größten Pioniere der Menschheit.
Der Flug dauerte trotz Alcubierre-Antrieb immer noch 118 Jahre,
5 davon im Wachzustand. Nur 14 Individuen hielten allen Tests mehrmals stand. 7 Frauen und 7 Männer. Die mutigsten, in physischer sowie
psychischer Hinsicht belastbarsten – und miteinander kompatibelsten –  
Individuen, die existierten. Um eine neue Heimat zu finden und es
besser zu machen, als beim letzten Mal.

Der Flug selbst verlief wie geplant. Das Schiff blieb bis zum Ende
der Reise intakt, die Wohneinheiten koppelten beim Eintritt ab,
es gab kaum Komplikationen.

Und dann waren wir da.

Forscher in einer zu erforschenden Welt, dem Next Level, einem Ozean aus neuen Dingen, in den noch nie ein Mensch zuvor eingetaucht war. Alles war fremd. Aber nach einiger Zeit fanden wir uns zurecht.

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